Donnerstag, 21. März 2019

Ein frohes neues Jahr allen Sonnenvölkern

Sofreh haft sin (Sieben S-Tafel des Nouruz)

Wichtigster Bestandteil des Neujahrsfestes ist die Zubereitung des Haft Sin („Sieben S“, dessen Bestandteile unbedingt mit den Anfangsbuchstaben des persischen „S“ beginnen müssen). Es werden sieben Speisen, die möglichst mit dem Buchstaben „S“ beginnen sollten und die sieben Tugenden symbolisieren, zubereitet und zusammen mit Samano oder Samanak (Keimlinge aus sieben Getreidesorten), einem Spiegel, Goldfisch im Wasser, Kerze und dem heiligen Buch von Hafez auf einem Tisch gedeckt. Die obligatorischen sieben Sachen mit den Anfangsbuchstaben „Sin“, gesprochen (S) lauten:
  1. Samano (sieben Keimlinge der verschiedenen Getreidesorten) (Fruchtbarkeit)
  2. Sekke = Münze (Reichtum)
  3. Sir = Knoblauch (Schutz)
  4. Senjed = Mehlbeere (Fülle)
  5. Sumaq = Gewürzsumach (Würze)
  6. Serke = Essig (langes Leben)
  7. Sieb = Apfel (Erkenntnis)
Kurz vor dem Jahreswechsel sammelt sich die gesamte Familie um den Haft Sin und wartet betend auf den Jahreswechsel. Nach dem Jahreswechsel umarmen sich die Familienmitglieder und gratulieren einander mit folgendem Satz: sale now mobarak (Frohes Neues Jahr). Danach werden die jüngeren Familienmitglieder von den Älteren beschert, was in der Regel mit Bargeld geschieht. Eine Bescherung der Älteren durch die Jüngeren ist nicht üblich.  

Seit 3000 Jahren existiert die Religion des Lichtes und der Reinheit im Iran
Die Religion der Arier

Das heilige Buch das Avesta ist im Mittelpersischen verfasst, die Zwillingssprache des Sanskrit.
Über 1000 Jahre war das die Staatsreligion des Iran und hat sich in das Schiitentum des Islams eingeflochten

Erkennst Du die gemeinsame Wurzel zum Elbischen?
Tolkins Mittelerde ist den Erzählungen des mythologischen Zeitalters der persischen Geschichte entnommen. 
Zu finden in den Königsbüchern des Ferdouzi.

Herr der Ringe
Eine persische Geschichte

 Übergabe des Rings der Macht von A HU RA MAZDA (links, mit Fascia Bündel - Barsum Bündel des DMT-Erleuchtungsmolekülhaltigen Granatapfelbündels)
an den persischen Goßkönig Shah Pour II (ca 400 n. Chr.)

 
Elbursgebirge (Elben)
 Azok der Schönder (Dive Sepid)
amtierender Präsident Rohani (Reiter von Rohan)
Frodo (Fereidun)
Sam (persischer Name Semit)
Gollum (Ghollam Ali)
Lorien (Luristan)
Smaug (Zahak, Reptiloidenkönig)
Magier Gandalf (persischer Priester Magus Gonde Alef (der erste Grosse)
Magier Razagard ( persischer Magus Raz e Gerd (Geheimnis des Kreises))
Magier Saruman ( persischer Magus Sharuch Mand (Königsantzlitzgleich))





 Das avestische Alphabet wurde im 2. oder 3. Jhd während der Sassanidenzeit erfunden und sollte zur Niederschrift der zarathustrischen Hymnen dienen, die zuvor jahrtausendelang mündlich von Generation zu Generation überliefert worden waren. Zum größten Teil basiert sie auf der Pahlavi-Schrift und ist eine linksläufige Schrift, d.h. es wird von rechts nach links geschrieben. Dabei besteht sie aus 16 Vokalen und 37 Konsonanten. Das avestische Alphabet bzw. die avestische Schrift wird auch heute noch von Zarathustriern für die heiligen Schriften der Avesta benutzt. In Persien wurde sie jedoch von der arabischen Schrift, aus der das neue persische Alphabet abgeleitet wurde, verdrängt.



Michael Vogtim Gespräch mit Rasmin B. Schafii -Ende der Manipulation - Geheimnisse der Menschheit aufgedeckt - YouTube - Nightl from Rasmin Schafii on Vimeo.

Quelle: http://www.nirupars.com/

Zarathustra neu entdeckt

Die Entdeckung der Vernunft



Zarathustra
Sartoscht Espantmān
Die Lehre des Zarathustra als Denk- und Lebensweg
von Hamid Reza Yousefi
Grundlegende Gedanken

Sartoscht, der persische aiwi-vashti oder Aufklärer, ist im Abendland hinlänglich bekannt - man nennt ihn Zarathustra, Zoroaster, Zoroastra, Zoroastre oder auch Sarastro. Seine Lehre, welche die Menschheit zu einer dialogischen Beseeltheit der Freiheit aus der Vernunft führen will, blieb weitgehend verborgen - bislang ist der Blick hierauf in weiten Teilen von gelehrten Streitereien verstellt.
Worin liegt die Relevanz der Aufklärung und Philosophie Sartoschts und was zeichnet ihn als Philosophen aus? Ist es nicht eine zentrale Aufgabe der Philosophie, Lösungen zu suchen, welche die existentiellen Fragen der menschlichen Lebenswirklichkeit betreffen? Ist der Philosoph nicht ein Kulturbeobachter, der nach Wegen sucht, um Probleme durch Veränderungsprozesse zu lösen?
Sartoscht lebt und wirkt aller Wahrscheinlichkeit nach Mitte des 2. Jahrtausends v.u.Z., in einem Weltalter, das noch von mythischem Denken und rituell-religiösen Grausamkeiten, nomadischer Lebensführung, Überlebenskämpfen und einem rohen menschlichen Umgangston geprägt ist. Eine solche Lebensart weist er vehement zurück. Sartoscht verfolgt das Ziel, das Bewußtsein des Weltalters durch eine reformatorische Philosophie neu zu gestalten, um die Selbstwahrnehmung des Menschen, seine Beziehung zu anderen Individuen, zur Natur sowie zur Transzendenz grundlegend zu verändern. Mit der Propagierung der Triade »Gutes Denken«, »Gutes Reden« und »Gutes Handeln« ist er bestrebt, den Geist der Menschheit zu revolutionieren. Die Bedeutung der Lehre Sartoschts besteht dieser Annahme zufolge in der Entdeckung der Vernunft und Ethik. Die tragende Säule der theoretischen Manifestation seiner Ideen, Sartoschts Triade, bildet nicht nur die Grundlage von Philosophie, Aufklärung, Freiheit und Zivilgesellschaft, sondern sie stellt auch einen Lebensweg dar.
Meine Überlegungen sind darauf ausgerichtet erstens die Bedeutung der praktischen Vernunft in Sartoschts Lehre herauszuarbeiten, zweitens die Triade seiner praktischen Philosophie »Gutes Denken«, »Gutes Reden« und »Gutes Handeln« zu thematisieren, drittens sein Welt- und Menschenbild sowie seine Ethik darzustellen, viertens seine Position zum Polytheismus und Monotheismus zu diskutieren, fünftens Wahrheits- und Absolutheitsanspruch sowie Toleranz und Intoleranz in seiner Lehre zu erläutern und sechstens die Relevanz seiner praktischen Philosophie in Geschichte und Gegenwart zu analysieren.
Terminologische Bestimmungen

Wie erwähnt, erscheint der Name des Sartoscht in der Literatur in unterschiedlichen Abwandlungen. Da europäisch-westliche Forscher ihre Begriffe in der Regel aus dem Lateinischen oder Griechischen abzuleiten pflegen, gehen sie auch bei der Bezeichnung Sartoschts von der griechischen Bezeichnung »Zoroastra« aus und nennen seine Lehre »Zoroastrismus«. Gelegentlich wird auch der Ausdruck »Zarathushtrismus« verwendet. Gebräuchlich sind ferner Begriffe wie Mazdaismus oder Parsimus.1
Im Altpersischen trägt der Gründer dieser Lehre die Bezeichnung »Sartoscht Espantman«, kurz Sartoscht,. Deshalb werde ich die folgenden Benennungen bevorzugen:
  • »Sartoscht« für den Namen des Philosophen,
  • »sartoschtisch« als adjektivische Bezeichnung,
  • »Sartoschtentum« für die Bezeichnung der Lehre und
  • »Sartoschti« für die Anhänger dieser Lehre.

Zum Leben des Sartoscht

Über Leben und Lebensweise Sartoschts finden sich nur spärliche Angaben, die sich zum größten Teil widersprechen. Sartoscht ist ein Angehöriger eines jener arischen Völker, die sich hauptsächlich aus den Stämmen der Perser, Meder, Parther, Choresmier, Sogden sowie Saken, Arachosier und Drangianer konstituieren. Sie wandern im Zuge der indoeuropäischen Völkerwanderung seit 2000 v.u.Z. mit weiteren Stämmen aus dem Gebiet des heutigen Südrußland bzw. des Nordirans nach Südosten, also Indien, und nach Westen, also in das heutige Gebiet des westlichen Iran ein. Die arischen Völkerstämme bezeichnen ihre neue Heimat als »Eran«, d.h. »Land der Arier«.2 Das Denken der eingewanderten Stämme orientiert sich am indoeuropäischen Osten: Sprache, Mythen und teilweise auch philosophische Ansichten verbindet es mit dem vedischen Indien und den anderen Staaten der asiatisch-indoeuropäischen Welt.
Die Angaben zur Zeit von Sartoschts Wirken oszillieren zwischen 4000 und 600 v.u.Z. Einige Forscher sind sogar der Ansicht, daß er etwa zwischen 700 und 600 v.u.Z. gewirkt haben soll.3
Es ist wahrscheinlich, daß Sartoscht etwa 1600 v.u.Z. lebte und wirkte. Diese Datierung folgt der Annahme, daß König Hammurabi (1728-1686 v.u.Z.) als erster König sein Staats- und Völkerverständnis an den Grundlagen der sartoschtischen Lehre ausrichtete, womöglich mit Sartoscht sogar Umgang pflegte.4
Zu den Texten Sartoschts

Um die praktische Philosophie Sartoschts und ihre Symbolik möglichst unverfälscht zu erläutern, empfiehlt es sich, die »Gathas«, die nahezu unbestritten als Originaltexte Sartoschts gelten, zur Grundlage der Analyse zu erheben.
Die Gathas bestehen aus 17 Gesängen, 238 Einzelstücken, 896 Strophen und 5560 Wörtern. In ihnen spiegelt sich einerseits das Weltverständnis einer frühen asiatisch-indoeuropöischen Welt, andererseits finden sich neue Ausdruckswelten, welche für Sartoschts Philosophie wesentlich sind. Hier ist von der bereits erwähnten Triade des »Guten Denkens«, »Guten Redens« und »Guten Handelns« insbesondere das Wort »Denken« zu erwähnen, das als eine anthropologische Konstante das Grundmotiv bildet.. Ferner finden sich in den Gathas einige Angaben zu den Lebensumständen von Sartoscht und seinem familiären Umfeld.
Der Ausdruck »Gatha« wurde nicht von Sartoscht selbst zur Benennung seines Werkes gewählt, sondern die Schrift erhielt diese Bezeichnung von der Nachwelt. Das Wort ist abgeleitet von »ga«, das Singen und Rezitieren bedeutet.5 Die Wahl »Gataha« oder »Gatha« als »Gesänge« im Hinblick auf die Texte Sartoschts, ist metaphorisch zu verstehen. Trotz des für Sartoschts Zeit üblichem religiös gefärbten Sprachduktus handelt sich weder um eine metaphysische Welt, in der die Launen der Götter oder Phantasmagorien vorherrschen noch um esoterische Sinnsprüche, sondern um kurze aphorismenhafte Texte, in denen die Bedeutung der Vernunft in unterschiedlichen Facetten dargestellt wird. Die Begriffswahl »Gatha« dient somit der Kennzeichnung von Texten, in denen sich die Kontroverse um die Vernunft vollzieht.
Die Gathas wurden später in Schriften integriert, die nach Sartoscht entstanden und bilden einen Teil des Yasnas, des ersten Buch des Avestas.6 »Avesta bedeutet »Grundlegung«, »Basis« oder »Schutz und Unterstützung«. Die dort niedergelegte Lehre ist die Heilige Schrift der gegenwärtigen Sartoschtis, welche die Lehre Sartoschts in ihre Religion integriert haben. Zur Wiedergabe von Zitaten aus den Gathas wird grundsätzlich die Übersetzung von Abdolreza Madjderey aus dem Persischen ins Deutsche zugrunde gelegt.7
Die Lehre des Sartoscht

Zu Beginn des zweiten Gesanges der Gathas berichtet Sartoscht über zeiträumliche Umstände, in denen er die geusch urvanem, die klagende Seele der Schöpfung, in Gefahr sieht. Er berichtet über Anarchie, Raub, Götzendienerei, grausame Initiationsriten und Tieropfer, die in seiner Zeit gang und gäbe sind, und er beschreibt den Geist dieser Zeit als umgeben von »Zorn, Gewalt, Herrschsucht, Hartherzigkeit und Dreistigkeit.«8 Er fragt, warum ein unreflektiert nomadisches Dasein und eine kampfeslustige sowie räuberische Mentalität, gepaart mit magischen Vorstellungen und mannigfaltigen Obsessionen, vorherrschen.
Die geistig-mythologische Situation dieser Zeit ist unter anderem vom Mithraskult oder Mithraismus geprägt. Neben einem Sonnengott werden Muttergottheiten angebetet und blutige Tieropfer wie Stiere erbracht.9 Sartoschts Hochschätzung aller Lebewesen umfaßt auch die Tierwelt. Er hält ein intensives Mensch-Tier-Verhältnis für wichtig, und insbesondere Nutztiere gelten ihm eher als mitarbeitende Gefährten denn als einfaches Schlachtvieh.10 In einer frühen Ausprägung geanzheitlichen Denkens weist Sartoscht solche Gottheiten zurück, denen Lebewesen zu opfern sind.11 Sartoscht sucht Wege zu einer ästhetische Erziehung der Menschen. Insbesondere in der Seßhaftigkeit und der Einführung von urbanen gesellschaftlichen Strukturen sieht er eine praktikable Möglichkeit zur seelischen Verfeinerung, da hierdurch die Basis für ein stabiles Gemeinwesen gelegt wird und Stammes- sowie Gebietsstreitigkeiten unter Nomaden entfallen. Sartoscht geht davon aus, daß dann Götzendienerei und blutige Opfer von selbst abgeschafft werden, bei denen der Mensch unreflektiert der Laune imaginärer Wesen und ihrer Willkürherrschaft ausgesetzt ist.
Die alten Rituale werden ersetzt durch einen Feuerkult, der als Symbol der Läuterung und Reinheit der Seele auf dem Weg zur Glückseligkeit und wahrhaftigem Handeln gilt. Alte Glaubensformen weichen dem Weg der Vernunft, der in gutem Denken, Reden und Handeln besteht. Ein Novum ist die Vorstellung, daß sich das eigene Glück stets im Glück des Anderen spiegelt. Diese Reziprozität artikuliert eine Verbundenheit der Menschen untereinander und schafft die Grundlage eines Aufeinander-Angewiesen- Seins zwischen ihnen einerseits, der Möglichkeit des dialogischen Verstehens unter ihnen andererseits.
Sartoscht vollzieht einen Übergang von Unwissenheit zur Vernunft, indem er eine Haltung nicht unreflektiert hinnimmt, sondern die Frage nach dem Urgrund und der Beschaffenheit des Kosmos stellt. Er will seine Stellung im Kosmos bestimmen: »Wer war am Anfang der Schöpfer und Urvater der Wahrhaftigkeit?«, fragt er, »wer bestimmt den Weg der Sonne und der Sterne«12, will er wissen, »wer ist der, der die Erde unten hält und den Himmel oben?« fragt er weiter, »wer ist der, der Wasser und Pflanzen geschaffen hat?«, insistiert er und schließlich stellt er die zentrale Frage: »wer ist der, der den guten Gedanken geschaffen hat?«13 Auch hier ist für Sartoscht die Frage nach der Vernunft zentral. Er ist bestrebt, den Sinn des Lebens reflexiv zu verstehen und nachvollziehbar zu machen.
In seiner Kosmologie nimmt Sartoscht ein höchstes Schöpfungsprinzip des Universums an, das er als »Ahura Mazda« bezeichnet. In diesem findet er die Wahrhaftigkeit, die den Weg des Denkens bevorzugt. Dies bedeutet weg von naivem Reflektieren und hin zum abstrakten Denken.14 Mit diesem Prinzip tritt Sartoscht in den Gathas ins Gespräch. Ahura Mazda ist mit einer Reihe von Attributen, wie das »Unsterblich Heilige«, »Höchste«, »Gerechte«, »Wahrhaftigkeit und guter Gedanke« belegt, die zeigen, daß dieses Prinzip das Gute hervorbringt und schützt.15 Dieser guten Kraft steht eine Kraft des Bösen, das »Böse Geistige«, gegenüber. Metaphorisch geht es um das Licht und die Düsternis. Wahrheit und Lüge, Licht sowie Finsternis verkörpern also das Verständnis von Gut und Böse. Licht ist für Sartoscht, wie Feuer, als Symbol der Reinheit ein Charakteristikum guter Schöpfung.
Hinter dem sartoschtischen Denken verbirgt sich das Problem vom Ursprung des Bösen, denn das Prinzip Ahura Mazda kann nicht schaffen und zugleich das wollen, was seinem Wesen zuwiderläuft. Es kann nicht der Urheber des Übels und des Bösen sein, da es dann selbst ebenfalls böse und mitschuldig wäre. Nicht Ahura Mazda läßt den Menschen fehlgehen, sondern der Mensch selbst ist es, der falsch denkt, redet und schließlich handelt. Sartoscht verwendet das Wort »gutes Denken« stets im Lichte der Wahrhaftigkeit. Er beginnt die Gathas mit »allem wahrhaftigen Tun« [...] »mit Weisheit und guten Gedanken« und setzt dies fort mit dem »Weg der Wahrhaftigkeit.«16 Die Gathas sind zu verstehen als das Gewahrwerden der Existenz und ein Weg zur khveschtan schnasih, Selbsterkenntnis gepaart mit Ermahnungen, die unabhängig von jeder kulturellen Tradition den Weg zu vernünftigem Handeln, zur Freiheit und zur Glückseligkeit der Menschen ebnen wollen.
Daß die dualen Kräfte, also das Gute und das Böse, miteinander versöhnt werden können, scheint unmöglich zu sein. Fest steht jedoch, daß Sartoscht mit dem Erkennen dieser Kräfte im menschlichen Geist und in der Welt auf ein Grundübel hinweist, das ein Thema der späteren Wissenschaften, insbesondere der Psychologie und der Psychoanalyse werden soll. In diesen Disziplinen finden sich reichlich Belege von polaren Identitäten sowie der guten und schlechten Eigenschaften in der menschlichen Konstitution. Da sich der Mensch stets in diesem Spannungsverhältnis befindet und sich damit schwer tut, nicht dichotom zu denken, wird diese duale Denkart unweigerlich zu einer ethisch-moralischen Fragestellung, die sich in allen späteren Religionen, wie Judentum, Christentum und Islam niederschlägt.
In dieser Zentralachse der Zeit führt Sartoscht ein Bewußtseinswende in Richtung Aufklärung, Freiheit und Glückseligkeit herbei: »Mit Hilfe von guten Gedanken werde ich meine Seele mit den Himmlischen vereinen. Mit der Gewißheit über die Belohnung, die Ahura Mazda dafür vorgesehen hat, soweit meine Kräfte reichen, werde ich die Menschen lehren, daß sie sich auf den Weg der Wahrhaftigkeit bemühen.«17 In diesem Kontext spricht er zwar von der Einswerdung seiner Seele mit dem Kosmos, die seine Einheitsvorstellung zum Ausdruck bringt. Dies bedeutet aber nicht, daß seine Lehre eine ausschließlich kosmologische Dimension besitzt. Zu Beginn des zehnten Gesanges richtet Sartoscht seinen Blick ermahnend auf den Menschen: »Nun spreche ich, höret aufmerksam zu, O Ihr, die ihr hören wollt und Ihr, die von fern und nah zusammengekommen seid, behaltet gut all diese Reden, daß nicht ein unguter Lehrer noch einmal Euer Leben in Düsternis stürzt und der Truggenosse mit seinen Reden und unrichtigem Glauben Euch in Verderbnis führt!«18
Die Religionsphilosophie Sartoschts zeigt sein Anliegen, immerwährende Fragen der Existenzerhellung der Menschen zu beantworten. In den Gathas stellt er die Fragen: Wer bin ich? Wem bin ich eigen? Woher bin ich gekommen? Wohin werde ich zurückkehren? Seine Lehre ist mit der Erreichbarkeit von Vollkommenheit und der Verwirklichung von Asha, dem rechten Gesetz durch eine Autonomie des Individuums verknüpft.
Philosophischer Glaube in der Lehre des Sartoscht

Im vierten Gesang der Gathas, der von der Formulierung her Ähnlichkeit mit einem »Glaubensbekenntnis« aufweist, hebt Sartoscht die Entscheidungsfreiheit der Individuen folgendermaßen hervor: »O Mazda, als Du am Anfang mit Deinen Gedanken uns Leib, Weisheit und Gewissen erschafftest und [...] uns Rede- und Tatkraft verliehen hattest, wolltest Du, daß wir unseren Glauben nach unserem Willen wählen.«19
Die Erwähnung des menschlichen Willens und der Wahlfreiheit weist auf die freiheitliche Denkart hin, welche die Menschen durch das gute Denken, Reden und Handeln auf eine höhere Ebene der Selbsterkenntnis und Reflexion sowie Welt und Umwelt führt. Eine reflektierte Selbstbegegnung führt zu erneuten Selbstentdeckung des Menschen. Diese ist wiederum ein praktischer Weg zu seiner Weltoffenheit. Auf diese Weise vermag der Mensch über sich und darüber hinaus zu reflektieren. So wird er zu einem ethischen Wesen, das sich selbst auferlegt, Gutes zu denken, zu reden und zu handeln. Nicht der Glaube ist dabei sein Kompaß und Beweggrund im Leben und in der Welt, sondern die Forderung der Vernunft.
Sartoscht überläßt den Weg der Freiheit und Glückseligkeit ausschließlich dem Individuum und begnügt sich in weiteren Strophen mit dem Hinweis auf Gefahren und Möglichkeiten der Wahl- und Entscheidungsfreiheit. Seine Lehre auf der Grundlage der Gathas wendet sich vom Glauben ab; lediglich besitzt diese Ausprägungen, die der einer harmonisierenden Vernunftreligion ähnlich sind, wie sie die Philosophen im Mittelalter oder der Aufklärungsbewegungen im Europa des 18. Jahrhunderts verfolgten. Sartoscht sieht sich an keiner Stelle als Religionsstifter: »Wie ein singender Dichter«, schreibt er, »standhaft durch Wahrheit und mit besten Gedanken [...] will ich die Menschen führen.«20 Er definiert sich stets als aiwi-vasti, Aufklärer und zaotar, ein Rezitator und intendiert, der hermeneutischen Situation der Menschheit nicht durch einen wie immer gearteten Glauben, sondern nur »mit reinen Gedanken«21 zu begegnen.
Sartoscht vollzieht damit eine revolutionäre Abkehr von jeder definitorischen Bestimmung des Glaubens, die per se eine fundamentalistische Entität besitzt. Darüber hinaus macht er die Vernunft zur Grundlage der Orientierung im Denken, Reden und Handeln, während bspw. die abrahamischen Religionen das Aufgeben der Vernunft als Grundlage des Glaubens voraussetzen. Sartoscht konzipiert »eine aufklärerische Theorie der Ethik, die emanzipatorisch in der Annahme der Autonomie der Person verankert ist.«22 Hiermit wird auf eine frühe Geburtstunde der Individualität verwiesen. Zum ersten Mal in seiner Entwicklung wird der Mensch auf den Gebrauch seiner Vernunft verwiesen und gefragt, ob er sich auf der Grundlage vernunftgeleiteten Handelns für oder gegen eine Sache entscheiden will.
Die Entdeckung der praktischen Vernunft

Sartoscht ist ein Gründer der praktischen Vernunft, weil er Individualität, Entscheidungsfreiheit und Wahrhaftigkeit zur Grundlage seiner Triade macht, die bis dato nicht als solche erkannt und thematisiert worden waren. Die praktische Vernunft kommt in der Triade durch die siebengliedrigen Tugenden Wahrheit, Gerechtigkeit, Friedfertigkeit, Treue, Demut, Wohltätigkeit und Fleiß zum Ausdruck. Der Optimismus seiner praktischen Vernunft besteht in der Gewißheit, daß das Gute und das tugendhafte Denken, Reden und Handeln letzten Endes siegen wird und daß es sich lohnt, sich für das gute Denken zu entscheiden.
Zu Beginn der Gathas verkündet Sartoscht, er wolle »die Seele der Schöpfung [...] mit Vernunft und guten Gedanken«23 erfreuen. Sein Ziel sei nicht, Erlösung zu bringen, sondern armaiti, Gelassenheit als ein Prozeß durch reflektiertem Denken, durch khshatra, Harmonie mit asha, dem rechten Gesetz aus dem das Sein hervorgeht. Das Instrument hierfür ist die Vernunft, welche ihre Ästhetik und Dynamik im guten Reden und Handeln artikuliert. In diese Vernunft, die stets eine grundlegende Selbstgesetzgebung hervorbringt, projiziert sich Sartoscht aus sich selbst und beabsichtigt, alle Menschen an dieser Selbstermächtigung teilhaben zu lassen.
Das Denken setzt und geht in der Lehre Sartoschts der Vernunft voraus, aus der gutes Reden und Handeln hervorgehen. Diese sind dann an sich gut, wenn sie auf Wahrhaftigkeit beruhen. Vernunft bildet das Hauptinstrumentarium der Entscheidungsfindung und legt Kriterien für die Vernünftigkeit unserer Ansichten und Handlungen fest. Vernunft und Wille befinden sich in einem ständigen Kampf. »Vernünftig sein« heißt für ihn, durch kritische Vernunft nicht nur am Göttlichen teilzunehmen, sondern gleichsam zum menitari, effektiven Denken, azatih karih, wahrer Selbstbestimmung und mard dostih Humanität zu gelangen.
Mit der Entdeckung der Vernunft im Prozeß menschlicher Evolution soll gleichzeitig die Wahrnehmungswelt des Menschen mit all ihren Verästelungen entmythologisiert werden. Diese Umwälzung hat eine neue menschliche Wahrnehmung und Weltbetrachtung zur Folge, die das Selbstbild der Individuen und ihr Menschenbild grundlegend verändert, ihren Umgang mit der Natur und der Umwelt eingeschlossen.24
Sartoscht vollzieht mit dieser Neuorientierung eine Bewußtseinswende im Selbst- und Weltbild des Menschen. Vor ihm gibt es keine religiöse oder philosophische Richtung, welche die Triade als Grundkomposition eines Daseins in Frieden und Harmonie so konzeptionell thematisiert wie er. Bis in unsere Tage hinein gibt es keine Ethikkonzeption, die ohne diese Voraussetzungen auskommen kann.
Was bedeutet Gut und Böse für Sartoscht im Kontext seiner Vernunftethik? Unterteilt er die Welt wirklich in Gut und Böse? Das Prinzip des »Bösen Geistes«, der Ahura Mazda gegenübergestellt ist, kann, muß aber nicht bedeuten, daß Sartoscht die Welt in zwei gegensätzliche Bereiche des Guten und Bösen teilt. Er hält den Menschen gemäß der Gathas von Natur aus für gut, der aber durch die äußeren Kräfte daran gehindert wird oder werden kann, sein sittliches Wesen in sich zu entdecken, zu entfalten und durch Asha, das rechte Gesetz gepaart mit gutem Denken, Reden und Handeln, zur Freiheit und zur Glückseligkeit zu gelangen.
Das Gute ist in der Natur des Menschen verankert, das Böse stellt hingegen etwas Akzidentielles dar. Der einzelne Mensch befindet sich nach diesem Prinzip stets in einem inneren Kampf zwischen den Kräften des Guten, die in der Seele auf mannigfaltiger Art leibhaftig sind und denen des Bösen, die sich durch äußere Erscheinungen und Einflußnahmen unterschiedlich artikulieren. Ein Mord zu begehen, zu lügen, Ehebruch zu begehen, zu sich selbst und zu anderen untreu zu sein, also das Schlechte zu denken, zu reden und zu tun, sind böse Taten, die stets zu vermeiden sind. Sartoscht spricht: »Nun, von den zwei himmlischen Zwillingen, die sich am Anfang in Gedanken und Vermutung offenbarten, zeigte einer das Gute, der andere das Böse, und zwischen den beiden wird der Weise sich für Recht und Wahrhaftigkeit entscheiden, nicht der Unwissende.«25
Weil das Prinzip Ahura Mazda das Gute verkörpert und Sartoscht nur dies als Endziel betrachtet, so kann sich der Mensch ihm anschließen und sich frei für Ahura Mazda entscheiden. Dies ist der Weg der Vernunft; und Vernunft führt zur Freiheit. Der Mensch ist aber genauso frei, sich für die Kehrseite des Guten zu entscheiden. Dieser freiwillig-innere Kampf gegen das Böse wirkt sich auch auf den Tod des Individuums aus. Der Gang über die cinvant, »Brücke der Trennung«, beschert ihm endgültig das Reich des Lichtes, der Wahrheit und des Guten.26 Sollte das Böse den inneren Kampf gewinnen, fällt der Mensch in das Reich der Lüge, des Bösen. Hier hebt Sartoscht hervor, daß das Gute und Böse »Leben und Nichtleben« mit sich bringen, »so daß es bis zum Ende des Seins, so sein wird, daß die Truggefolgschaft die verwerflichsten Eigenschaften hat, und die Rechtschaffenden die wunderbarsten Tugenden erhalten.«27
Symbolisierung der Lehre Sartoschts

Die Philosophie des Sartoscht ist symbolisch im Faravahar zusammengefaßt. Dies symbolisiert den menschlichen Geist, der bereits vor seiner Geburt vorhanden war und auch nach dem Tod die Zeit überdauert.

Faravahar
Das Faravahar läßt sich wie folgt erläutern28:



Faravahar
1. Das Antlitz verkörpert die anthropologische Verankerung der Lehre Sartoschts.
2. Die Flügel haben jeweils drei Reihen von Hauptfedern, welche die erwähnten Lebensmaximen gutes Denken, Reden und Handeln symbolisieren.
3. Die Schwanz- oder Steuerfedern bestehen ebenfalls aus drei Hauptfedern, die das schlechte Denken, Reden und Handeln symbolisieren, die Unglück verursachen.
4. Zwei Schleifen befinden sich an beiden Seiten dieses Symbols, die sepanta Mainyu, die gute Kraft und ankara Mainyu, die böse Kraft bedeuten. Die gute Kraft deutet in Richtung Antlitz und die böse Kraft in Richtung Rücken. Der einsichtige Mensch wendet sich mithin dem Guten zu und kehrt dem Bösen den Rücken.
5. Der von einem Kreis umgebene Rumpf symbolisiert die Unvergänglichkeit der Seele.
6. Die nach oben zeigende Hand weist den Weg zum Fortschritt, den der Mensch anzustreben vermag, während er gleichsam in der anderen Hand einen Ring hält, der Treue symbolisiert.

In diesen sechs anthropologisch symbolischen Formen konkretisiert sich das Welt- und Menschbild Sartoschts sowie seine praktische Philosophie. Hierzu ist anzumerken, daß Farawahar ist nicht, wie häufig angenommen, das kosmische Prinzip Ahura Mazda repräsentiert. Der Überlieferung nach wurde hierfür das Symbol des Lichtes oder des Feuers gewählt.29
Das Sartoschtentum als ein Lebens- und Denkweg erhebt Vernunft, Wahrhaftigkeit und individuelle Entscheidungsfindung im Zusammenspiel mit diesen sechs Symbolen zur Vorraussetzung des gesellschaftlichen, familiären, religiösen und politischen Zusammenlebens. Ohne diese drei Möglichkeiten werden weder das Denken und Reden noch das Handeln an sich gut sein können.
Polytheismus und Monotheismus

In der Regel werden Poly- und Monotheismus als unvereinbare Gegensätze thematisiert. Während im Polytheismus, wie in den sumerischen, babylonischen, assyrischen, griechischen oder römischen Religionen, gleichzeitig mehrere Gottheiten oder Götzen nebeneinander für selbstverständlich gehalten werden, gehen Religionen wie Judentum, Christentum und Islam von einer einzigen Gottesgestalt aus und tolerieren die Existenz anderer Gottheiten nicht.
Daß für die Erschaffung von Himmel und Erde das eine Prinzip des Ahura Mazda verantwortlich ist, führt nicht automatisch zu Monotheismus oder zur Überwindung von Polytheismus. Die sartoschtische Lehre lädt Anhänger beider Religionsformen zur Praxis des guten Denkens, Redens und Handelns ein. Sartoscht verweist auf die grundsätzliche Autonomie der Individuen, die sich stets an einem Scheideweg befinden, und die sich mit Fragen konfrontiert sehen, was sie wollen und worauf sie verzichten. Damit geht die Erkenntnis der gesellschaftlichen Wandelbarkeit und ethnischen sowie individuellen Variabilität einher. Solche Entwicklungen sind, religionsgeschichtlich betrachtet, auch im Judentum, im Christentum und im Islam festzustellen.
Wahrheits- und Absolutheitsanspruch sowie Toleranz und Intoleranz

Nicht nur monotheistische Religionen gehen - im »Gegensatz« zu den polytheistischen Auffassungen - von einem Wahrheits- und Absolutheitsanspruch aus. Dieser gilt auch für Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Er ist in der Politik für Krieg und Frieden, in der Wissenschaft für Innovation und Sanktion und in der Gesellschaft für Sympathie und Antipathie verantwortlich. Auch in der Lehre Sartoschts sind unterschiedliche Formen von Wahrheits- und Absolutheitsanspruch sowie Toleranz und Intoleranz festzustellen.
Zum Wahrheitsanspruch, der mit einem Absolutheitsanspruch verbunden ist, formuliert Sartoscht: »Mazda Ahura ist der Schöpfer, [...] und die Quelle der Wahrhaftigkeit.«30 Den Absolutheitsanspruch sieht er folgendermaßen: »Also niemand von Euch wird auf die Reden und Lehren des Truggenossen hören, weil er zweifellos die Familie, Gemeinde, Stadt und Staat zerstört und ins Elend stürzt. Leistet Widerstand gegen ihn, seid standhaft und bekämpft ihn!«31 Sartoscht sieht Ahura Mazda als Inbegriff der Wahrheit, wenn er hervorhebt, daß der Widerstand gegen die Truggenossen dem Willen Ahura Mazdas entspreche: »Wer mit Gedanken, Worten und Taten mit den Truggenossen kämpft oder ihnen und ihrer Gefolgschaft den guten Weg lehrt und zeigt, erfüllt zweifellos mit Verbundenheit Mazdas Willen.«32
Hier stellt sich die Frage, wie dieser Wahrheits- und Absolutheitsanspruch in der Praxis vertreten wird. Die von Sartoscht beeinflußten Könige wie Kyros führten - religionsgeschichtlich betrachtet - keinen einzigen Religionskrieg. Hieraus kann geschlossen werden, daß dieser Wahrheitsund Absolutheitsanspruch inklusiver Art ist, im Gegensatz zum exklusiven Absolutheitsanspruch von Christentum und Islam, der sich nach außen kämpferisch manifestiert und sich missionarisch verbreiten will. Diese philosophische Deutung des Wahrheits- und Absolutheitsanspruchs ist für Toleranz und Intoleranz von entscheidender Bedeutung. In den Gathas ist zu lesen: »Mazda Ahura wird mit seiner liebevollen Regentschaft denjenigen, dessen Benehmen und Wort im Lichte des guten Denkens und höchste Gesinnung auf Wahrhaftigkeit gegründet ist, Zulänglichkeit und Unvergänglichkeit spenden.«33 An anderer Stelle greift Sartoscht toleranzrelevante Gedanken erneut auf und hält religiös aufgeklärte Menschen für diejenigen, welche stets die Erkenntnis des Guten bevorzugen: »Ein frommer Mann wird mit seiner Weisheit Reden, Taten und Wahrnehmungen die Wahrhaftigkeit verbreiten. Mazda Ahura wird so einen Menschen im Lichte der guten Gedanken mit heiliger Kraft beschenken. Ich wünsche ihm auch eine hohe Belohnung.«34 Diese Aussage macht eine Autonomie des Individuums und die Bedeutung seiner Würde sichtbar. Auch hier geht es nicht um Bekehrung, sondern die Macht der einsichtigen Vernunft wird hervorgehoben, die von sich aus tolerant ist. Gustav Mensching bezeichnet diese geistige Haltung als »inhaltliche Toleranz.«35
Die armaity, Harmonie oder tolerante Einstellung Sartoschts erreicht aber ihre Grenzen, wenn ein bestimmter Handlungsvollzug dem anderen Individuum offensichtlichen Schaden zufügt. Dies geschieht, wenn der Mensch aufgrund seiner Entscheidungsfreiheit äußeren Erscheinungen oder Akzidenzien, die das Böse verursachen, gehorcht. In den Gathas heißt es: »O Falschdenker, so habt ihr durch bösedenkerisches Tun und mit häßlichen Gedanken, Reden und Taten und Herrschaftsversprechungen an den Truggenossen die Menschen belogen und sie am guten, ewigen Leben gehindert. «36 Hier werden scharf konturierte Grenzen der Toleranz deutlich. Sartoscht lädt zur Vernunft ein und weist auf Gefahren hin, die im Falle einer amenitar, Unvernunft, die Menschen zu schlechtem Denken, Reden und Handeln verleitet. Insofern sind seine intolerant anmutenden Äußerungen in den Gathas als ein -, um mit Karl Jaspers zu sprechen -, »liebender Kampf« zu verstehen.37 Hier wird nicht ein Ritual durch ein anderes ersetzt oder vernichtet, sondern die Vorzüge und den Sinn vernunftgeleiteter Lebensführung demonstriert. Sartoscht sieht die Verwirklichung der Toleranz in einer Harmonie, die mit der wokhashatra, der Beherrschung des eigenen Willens beginnt. Die sartoschtische Toleranz ist weder eine Frage der Überzeugung noch der Nachsicht, sondern eine Forderung der einsichtigen Vernunft. Ferner wird die eigene innere Harmonie Voraussetzung der Toleranz des Anderen.
Philosophie der Gewaltlosigkeit

Die Deutung des Wahrheits- und Absolutheitsanspruchs sowie die Gedanken zu Toleranz und Intoleranz weisen die Lehre Sartoschts als frei von missionarischem Geist aus. Die Unvernunft des Weltalters ist nur durch eine einsichtige Vernunft veränderbar.
Um seine neue Verstandesorientierung als Kompaß des Lebens umzusetzen, ist Sartoscht Lehrer- und Schülergeist zugleich. Dies ist die Grundvoraussetzung einer jeden philosophischen Haltung. Sartoscht strebt nicht nur fragend und antwortend nach gutem Denken, Reden und Handeln, sondern er präsentiert mit einem ebenso leidenschaftlich suchenden Geist die Grammatik einer neuen Selbst- und Weltbetrachtung, die gesellschaftliche Verhältnisse umstürzen will. Dabei bittet er das kosmische Prinzip um Hilfe: »O Mazda Ahura, sprich mit Deiner Stimme meine Weisheit und mein Denken an, mit deren Hilfe ich [...] für immer die Wahrhaftigkeit und die guten Gedanken hüte, lehre mich [...] wie am Anfang »Sein« und »Schöpfung« zustande kam!«38 Diese Fragen gehören zu den immerwährenden Diskussionsfeldern der Philosophie. Durch die Unmittelbarkeit in seiner Fragestellung demonstriert Sartoscht, wie bedeutsam Wahrhaftigkeit für das Lernen und die Praxis der Gewaltlosigkeit im Denken und Handeln ist, weil er durch Staunen und seine Ratlosigkeit zugesteht, selbst nicht zu wissen.
Auch die Gespräche mit dem Prinzip Ahura Mazda sind ein Dialog zwischen »zwei Seelen in einer Brust«, die eine existentielle Kommunikation führen, einen inneren Monolog mit gutem Ende. Sartoscht fragt, warum und wofür er erschaffen wurde, wer ihm das Sein verliehen habe.39 Seine Philosophie der Gewaltlosigkeit zeigt sich darin, indem er das »Nachdenken in Frieden« als »beste[n] Weg himmlische[n] Stolz[es]« bezeichnet.40
Dabei wird er »die reinsten Gedanken aussuchen, sei es im Lichte der Wahrhaftigkeit unser irdisches Leben gestärkt wird, Frömmigkeit und himmlische Macht unser Sein erleuchten und der gute Gedanke unsere Taten hin zu guter Belohnung führt.«41
In vernünftigem Denken, Reden und Handeln sieht Sartoscht eine effektive Möglichkeit, mit Andersdenkenden ins Gespräch zu kommen, um eine befreiende Veränderung herbeizuführen: »So soll es sein, daß Freundschaft und Brüderlichkeit, welche unser aller Wusch sind, zu uns gelangen [...], damit jeder, der im Lichte der guten Gedanken und seiner Wahrnehmung [handelt], zum Genuß der gerechten Belohnung kommt.«42 Wie Sartoscht hier deutlich macht, sieht er die Verwirklichung dieses Anliegens nur in einer grundlegenden Umwälzung im Denken und im Wahrnehmungsmechanismus des Menschentums in Form eines immerwährenden Prozesses, denn nur eine solche denkerische Umorientierung vermag Gewaltlosigkeit zu garantieren.
Die Bedeutung der Philosophie Sartoschts gestern und heute

Im alten Persien befolgten die Könige Hammurabi, Kyros, Dareios, Xerxes I. und Schapur I. die Philosophie Sartoschts und verwirklichten hierdurch Regierungsformen, die von der frühen Einführung einiger Menschenrechte geprägt sind. In Inschriften der Könige ist von Religionsfreiheit, Eigentumsrecht, der Bewahrung kultureller und religiöser Eigenheiten und selbst von der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau die Rede.43
Die Zeit des sassanidischen Königtums (225-651) gilt als Renaissance der sartoschtischen Lehre. Zu dieser Zeit werden die Gathas, deren Sprache in Vergessenheit zu geraten droht, mit anderen Schriften zusammengestellt, in pahlawischer Sprache interpretiert und in das Avesta eingebettet. Die undifferenzierte Bezugnahme auf Schriften Sartoschts und solche aus späterer Zeit trägt dazu bei, daß nicht mehr klar unterschieden wird zwischen den Ursprüngen und späteren Hinzufügungen. Die Lehre erfährt in dieser Zeit auch Änderungen mit nachhaltigen Konsequenzen, weil die Sassaniden diese monotheistisch ausrichten und zu einer Staatsreligion erheben, die mit dem toleranten Geist der ursprünglichen Lehre nicht mehr vereinbar ist.44
Unter König Yazdgerd findet die Islamisierung des persischen Reiches statt. Widerstände der Sassaniden werden meist niedergeschlagen, Yazdgerd wird 651 in Marw ermordet. Dies besiegelt das Schicksal des Irans, der 660 Teil des arabisch-islamischen Omajadenreiches wird. Das zivilisatorische Erbe des Sartoscht bleibt jedoch, neben der Philosophie und Religion des Islam, mit der iranischen Geistesgeschichte verschmolzen und vermittelt insbesondere der iranisch-islamischen Philosophie und Wissenschaft weiterhin Impulse. Die Werke von Philosophen wie Shahabeddin Yahya Sohrevardi und Molla Sadra bezeugen dies.
Sohrewardi entwickelt die »Philosophie der Erleuchtung« und ist als »Sheych ol Eshraqh«, Lehrer der Erleuchtung, bekannt. Er bedient sich der altpersischen philosophischen Terminologie des Sartoschts. Diese findet ihre Kulmination in seiner altpersischen Kosmologie und Lichtmetaphysik, die er mit den koranischen Aussagen über das Licht verknüpft.45 Sein Denkmodell ist eine Mischung aus persischer, indischer, griechischer und islamischer Philosophie.
Die Forderung des Vernunftpostulats Sartoschts, das durch die Triade gutes Denken, Reden und Handeln das gesamte menschliche Leben umgreift, ist in vielen späteren philosophischen Traditionen innerhalb unterschiedlichen Epochen im Vergleich und Verständnis der Kulturen auszumachen. Viele Philosophen - zu nennen sind vor allem Laotse, Buddha, Konfuzius und Aristoteles - haben der Menschheit auf ähnlichen Wegen bis heute weiterwirkende Impulse vermittelt.
Die Entfaltung von Sokrates' Hebammenkunst im berühmten Gespräch mit dem Sklaven Menon ist vergleichbar mit dem Erneuerungsversuch des Bewußtseins der Menschheit bei Sartoscht. Platon, der sich mehrfach auf Sartoscht bezieht und ihn als sein Lehrer bezeichnet, bildet mit seinen Dialogen durch Sokrates eine philosophisch fundierte Grundlage der dialogischen Anthropologie und Aufklärung. Zu erwähnen ist auch das berühmte Gespräch zwischen dem griechisch-baktrischen König Menandros und dem buddhistischen Mönch-Philosophen Nagasena zeigt die Relevanz der Vernunft.
Nicht zuletzt ist das Zeitalter der Aufklärung in Europa eine wichtige Epoche. Die Bedeutung der Vernunft, die Idee des Selbstbestimmungsrechts und die Relevanz der Individualität sowohl in der Gesellschaft als auch im menschlichen Leben haben in Europa erst nach der Französischen Revolution Eingang gefunden.
Diese Thematik begleitet Menschen, wo sie sich befinden und wo sie sich ihrer Existenz bewußt werden. Betrachtet man allein die Studien von Jean- Paul Sartres über »dialektische Vernunft«, Karl Jaspers' Vernunft als »grenzenloser Wille zur Kommunikation«, Morad Farhadpours »Depressive Vernunft«, Max Horkheimers »instrumentelle Vernunft«, die »kommunikative Vernunft« von Jürgen Habermas, Mohsen Kadivars »Buch der Vernunft« und Wolfgang Welschs »transversale Vernunft«, so bezeugen sie diesen Prozeß der Aufklärung, die Sartoschts Vernunft als ein anthropologisches Einheitsmoment mit Europa unzertrennlich verbindet.46
Die Entdeckung der Vernunft und der Ethik im Prozeß der menschlichen Zivilisation gehört zu den wichtigsten Errungenschaften in der Weltgeschichte. Der Beitrag des Sartoscht ist auf diesem weiten und steinigen Weg unübersehbar.
Mit seiner Lehre spricht Sartoscht zwar zunächst die im persischen Gebiet lebenden indoeuropäischen Völker an, sein Adressat ist jedoch die Menschheit. Er steckt die Grenzen fest im Rahmen einer anthropologischen Konstante, die über alle kulturellen Grenzen hinaus gültig ist und sich nicht auf eine bestimmte Nation oder Kulturregion reduzieren läßt. Vernunft artikuliert sich als ein anthropologisches Anliegen, das jede raumzeitliche Vorstellung überdauert. Durch alle Zeiten und auf der Welt im Ganzen sucht Sartoscht mit seiner Triade das Einheitsmoment eines Denkens in der Vielfalt der Schicksale der Völker.
Sartoscht im Spiegel der Geschichte und Forschung

Viele herausragende Persönlichkeiten des kulturellen Schaffens in Europa scheinen sich dem Wesen der sartoschtischen Lehre angenähert und seinen Kern verstanden zu haben. Mozart erhebt Sartoscht in seiner Oper »Die Zauberflöte« zu einer zentralen Figur, gibt ihr allerdings den italienischen Namen »Sarastro«. Er stellt den Weg zu Weisheit und Glückseligkeit als einen Gang durch läuternde »Feuersgluten« dar und läßt seinen Sarastro ausführen: »In diesen Heiligen Hallen kennt man die Rache nicht ....«47 Im »Faust« Johann Wolfgang von Goethes gleicht Mephistopheles, der sich vorstellt als ein »Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft«,48 dem »Bösen Geist« bzw. dem »Fürsten der Finsternis«.
Zu erwähnen ist weiterhin Friedrich Nietzsches Art, Sartoscht in seiner Schrift »Also sprach Zarathustra« auf seine Weise zu verstehen, zu würdigen und zu mythologisieren.49 Rudolf Steiner gehört zu den seltenen Philosophen seiner Zeit, die das Anliegen Sartoschts aus sich heraus zu verstehen versucht haben. Steiner zufolge ist Sartoscht »eine der großen führenden Persönlichkeiten, welche die Anregungen für die großen Kulturfortschritte der Menschheit gegeben haben.« Sartoscht verfolge das Ziel, die »Erkenntniskräfte des Menschen«50 zu stärken, um einerseits den Horizont des Menschheitsbewußtseins überhaupt neu zu formieren und anderseits das Vervollkommnungsprinzip im Menschen zu entfalten.
Nicht wenige geistige Größen oder Lehren haben jedoch durch die Nachwelt Verstellungen, Verdrehungen, Mythologisierungen und Verzerrungen erfahren. Gründe hierfür sind romantisch-exotische Leitmotive, die einfache Verkennung oder die absichtliche Verdrehung einer Lehre. Solche Gründe haben bis zum heutigen Tag auch einen Schleier über die Lebensund Gesellschaftsphilosophie, Anthropologie sowie die Religionsphilosophie Sartoschts gelegt.
Das Studium der Weltgeschichte des Denkens weist Sartoscht als die erste historische Gestalt aus, welche die Rolle des Denkens und der Vernunft als ein Instrumentarium der Wahrhaftigkeit, Freiheit, Menschlichkeit, Humanismus und Glückseligkeit konzeptionell in Erwägung zog. Dennoch gilt seine Lehre gilt für viele Wissenschaftler im Westen, Nordamerika eingeschlossen, als eine bloße Religion, ein bloßer Forschungsgegenstand, ein Objekt philologischer Streitigkeiten, nicht aber als eine lebendige Religion, eine praktische Philosophie und Vernunftethik sowie ein Lebens- und Denkweg.51
Viele Arbeiten beschäftigen sich mit der historischen Authentizität Sartoschts, oder es werden Forschungsarbeiten über die bestehende Forschung angefertigt. Diese Beschäftigungen ließen die Kultursoziologie und Philosophie Sartoschts in den Hintergrund rücken, so daß jene von keinem europäisch- westlichen Religionswissenschaftler ernsthaft und angemessen thematisiert worden sind.
Es ist bezeichnend, daß die sogenannten »Zarathustratumforscher« sich seit dem beginnenden 18. Jahrhundert darüber streiten, welche sprachliche Analyse sowie Interpretation der Gathas und des Avesta am zutreffendsten sei, wobei nicht exakt zwischen Schriften von Sartoscht bzw. vor- und nachsartoschtischen Werken unterschieden wird. Hierbei wurde die Wichtigkeit der Forderung übersehen, das tertium comparationis nicht in der eigenen Kultur zu lokalisieren. Weiterhin trug die Verwendung europäischer Begriffsapparate durch europäisch-westliche Religionswissenschaftler zu einer unpräzisen Forschungslage bei.
So wurden der griechische Ausdruck »Zoroastra« und die damit verbundenen Begrifflichkeiten ohne Begründung beibehalten und diese nicht durch die altpersischen Bezeichnungen ersetzt. Aufgrund fehlerhafter Übertragungen und die erwähnte Vermischung der Schriften ist der Name »Sartoscht« mit Attributen wie Zauberer, Rinderanbeter, Magier, Opferpriester, Dichter, Prophet, kultischer Religionsstifter und dergleichen belegt.52 Das Avesta wird zur »Bibel der Parsen«, die Moobadan, sartoschtische Theologen, als »Priester« benannt, ohne zu differenzieren, daß die Moobadan das Zölibat nicht kennen.53 Auch wenn Sartoscht als »Reformator« bezeichnet wird, so wird er aus einer lutherischen Assoziation heraus verstanden, die seinem Anliegen auf keiner Weise gerecht wird.54
Die Bedeutung philologischer Forschung soll hier nicht in Abrede gestellt werden, in diesem Falle hat sie jedoch in Europa eher zur Verkennung, Verdrehung und Mythologisierung des historischen Sartoschts und seiner Lehre beigetragen.55 Dies gründet hauptsächlich darauf, daß die eigene Perspektive geltend gemacht wird, obwohl das Alt- und Neupersische Begriffe bietet, mit denen unbefangener umgegangen werden könnte. Ein solcher Begriffsapparat wird deshalb nicht genutzt, weil sich die europäisch-westliche Wissenschaft kaum mit den Forschungsergebnissen neuerer iranischer Sartoscht- und Avestaforscher wie Ebrahim Purdawud, Bahram Faravaschi Djalaleddin Ashtiani, Djalil Dustkhah, Hossein Vahidi, Djahangir Ushidri oder Abdolreza Madjderey, auseinandersetzt.56 Die Einbeziehung solcher Erkenntnisse ist jedoch unabdingbar und tut insbesondere in der europäisch-westlichen Tradition not, um deren gegenwärtige Provizialität in der Forschung zu überwinden.
Worin liegen aber Sinn und Zweck der Sartoscht- und Avestaforschung? Es wird die Aufgabe einer umfassenden Studie sein, historische Vorurteile auszuräumen und die bestehenden europäisch-westlichen Forschungsarbeiten danach zu befragen, wie sie Sartoscht und seine Philosophie verstehen und vergleichen, welche Methoden sie benutzen, welche Ziele sie verfolgen und wo sie ihr tertium comparationis verankern.57
Sartoscht ist eine geistige Größe der Menschheit, die mit der Geschichte der Vernunft und Ethik immer verbunden bleiben wird, auch wenn die Dimensionen seiner Lehre bislang in Europa nicht angemessen erkannt worden sind. Die europäisch-westliche Sartoscht- und Avestaforschung steht vor einem langen Weg, der die historische Einmaligkeit Sartoschts aus den Hüllen der Mythologisierung herausheben und ins Zentrum der Forschung rücken wird.


Über den Autor:
PD Dr. Hamid Reza Yousefi (www.yousefi-interkulturell.de) ist Doktor der Philosophie und Privatdozent für Interkulturelle Philosophie und Geschichte der Philosophie an der Universität Koblenz. Zudem ist er Initiator und Leiter des Instituts zur Förderung der Interkulturalität (www.institut-interkulturell-ifi.de). Seine Forschungsbereiche sind moderne Theorien der Toleranz, Kommunikation sowie Religionswissenschaft und Ethik.