Mittwoch, 29. August 2012

Apokalypse des Orients: Teil 1 Endzeitvorstellungen der Perser

Endzeitvorstellungen 
im Orient
dieser Artikel ist Teil meines Vortrags zu den Jenseitsvorstellungnen im Orient


1.Einleitung

Ihr Menschen! Fürchtet euren Herrn! Das Beben der Stunde ist etwas Gewaltiges. Am Tag, da ihr es erleben werdet, wird jede stillende vergessen, auf ihren Säugling zu achten, und jede, die schwanger ist, zur Welt bringen was sie trägt. Und man könnte die Menschen für betrunken halten, ohne daß sie es sind. 

So beschreibt die 22. Sure des Koran, der heiligen Schrift, direktes Wort Gottes der Moslems, das kommende Weltbeben; die Einleitung zum letzten Tag irdischer Existenz.

Das Weltgericht, der Tag, der Tag der Auferstehung, die Endzeit, das jüngste Gericht, die Apokalypse, viele Termini verschiedener Religionen beschreiben das letzte und größte Ereignis der Welt.
Im Rahmen dieserArbeit wird der Versuch unternommen einen Umriss um die Koranstellen zu ziehen, die sich thematisch mit der Endzeit beschäftigen. Betont sei, daß es hierbei nicht um eine Auflistung aller Koranstellen geht und somit kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird, vielmehr steht im Vordergrund eine Verbindung zwischen den einzelnen Darstellern des Szenarios herzustellen und so eventuell einen besseren Zusammenhang auf die Endzeitvorstellungen benachbarter Glaubensgemeinschaften zu geben.

Das Thema der Eschatologie ist im Islam sehr tief verankert. Neben der Einheitsvorstellung Gottes (tauhid) ist die Vorstellung der Endzeit eine der fundamentalsten Säulen für das Verständnis des religiös lebenden Moslems. Am Ende der Zeit muß der Mensch Rechenschaft ablegen und wird für seine Taten zur Verantwortung gezogen. Die Taten eines jeden Gläubigen sind durch den Koran und die Sunna selbst für teils profane Alltagsdinge geregelt. Es gibt Speisevorschriften und Gebote für den Umgang mit dem Ehepartner. Der ständige Kampf mit seinen inneren und den äußeren Feinden des Islam1, dem Dschihad, fordert ein jeden zu ständiger Selbstreflektion und Kontrolle in seinen Handlungen, um im Angesicht des Todes auf ein gerechtes, ihm entsprechendes Urteil zu hoffen. Das rechte Verhalten ist maßgeblich für die Aufnahme in das Paradies oder bei unterlassen, den Einlass in die Hölle. In Sure 18,52-53 heißt es:
Und am Tag (des Gerichts), da Gott (zu den Ungläubigen) sagen wird: ,Betet doch zu meinen angeblichen Teilhabern! Da beten sie zu ihnen, aber sie schenken ihnen kein Gehör. Und wir machen zwischen ihnen einen Abgrund .53: Und die Sünder sehen das Höllenfeuer (vor sich) und machen sich darauf gefasst, dass sie (gleich) hineinfallen, und finden keine Möglichkeit, ihm zu entgehen.2 Für die Zitierung der Koranstellen, ist das Werk, „Der Koran“, von Rudi Paret herangezogen, die in Klammern gesetzten Verständnishilfen sind entweder weglassen oder benutzen!weggelassen worden.
schiitische Mahdi Ikone
Eine Auffälligkeit, die den gesamten, oder zumindest größere Teile des Korans betrifft, ist die Erwähnung des „Tages“, wobei hier natürlich der Tag des Gerichtes gemeint ist, wie das Ereignis vorzugsweise bezeichnet wird, der in der Form der Mahnung oder der Drohung auftritt. Oft werden getätigte Aussagen, Gebote,oder bloße Aussagen mit der Angst vor der Strafe, vor der Hölle und großer Pein untermauert. Im Gegenzug, oft noch im selben Satz die Vorzüge des Paradieses angepriesen, der dann mit dem Hinweis „Gott ist allmächtig und er tut was er will“, endet. So kommt es, daß man ständig auf eschatologische hinweise trifft, sodaß der Eindruck entsteht, alles wäre auf dieses Ereignis ausgerichtet.
So ist im kleineren Zyklus eines Menschenlebens die Wertung der Taten geregelt. Für den größeren Zyklus des Weltenlaufes wird ein Weltgericht eingesetzt, welches am Ende der Zeit stattfinden wird. Das lineare islamische Zeitverständnis3 beginnt mit der Schöpfung der Welt und endet mit dem von Gott zu einer beliebigen Zeit eingesetzten Weltgerichtes.
Besonders zu vermerken ist, dass die Suren in Zusammenhang mit der Endzeit vorwiegend in mekkanischer Zeit entstanden sind und auch hier schon ein nahes Ende erwartet wird.4 Es ist überhaupt festzustellen, daß die Endzeit in beinahe jeder islamischen Epoche proklamiert wurde. Der Erlöser war dann oft der gerade Herrschende, oder aber es wurden Herrscher gestürzt, oder zumindest der Versuch unternommen, mit der Begründung man sei selber der Mahdi5 und leite damit die Endzeit und das Friedensreich ein. Die dazu notwendigen Vorzeichen waren dann Auslegungssache. Das vielleicht prominenteste Beispiel hierfür ist der Kalif Abd Allah, der die Dynastie der Fatimiden ( 909-1171) mit der 1. Hauptstadt Mahdiya begründet hat und sich selber als den von Gott eingesetzten Mahdi sah. Die konkurrierenden Kalifate der Ummayaden in Andalusien und der Abbasiden im Irak indes haben diesen jedoch nie akzeptiert.
So ist auch im letzten Jahrhundert zu bemerken, daß in regelmäßigen Abständen ein Mahdi auf der Weltbühne auftritt und für sich all die dazugehörigen Machtansprüche wahrnimmt. Im Jahre 1881 hat sich im Sudan ein Mahdi etabliert, Muhammad Ahmad, stellte ich an die Spitze de Auftände gegen die ägyptische Besetzung und konnte erfolgreich den Sudan vereinen und die Grenzen des Landes auch gegen britische Expeditionen verteidigen. .So hat sich auch beispielsweise 1979 eine Gruppe von etwa 200 Männern um einen „Mahdi“ geschart, die dann bewaffnet die heiligen Bezirke in Mekka besetzt hielten und ihren Machtanspruch umsetzten wollten. Nur durch eine Entweihung des Bezirkes mit nicht-muslimischen französischen Elite-Truppen, konnten sie bezwiungen und denr Anführer tötengetötet werden. So ist es im Laufe der Geschichte bislang keinem gelungen auch nur annähernd dem Anspruch gerecht zu werden die Rolle des Mahdi einzunehmen.
 
2. Eschatologie

Etymologisch leitet sich der Ausdruck „Eschatologie“ von dem griechischen Wort „Eschatos“ „letzte“ ab und würde somit die „Lehre von dem Letzten“ bedeuten.6 Wobei es sich thematisch auf verschiedenen Ebenen bewegen kann7. Diese Ausarbeitung befasst sich in erster Linie mit dem Weltende und dem damit eingeleiteten Gericht Gottes über die Menschen im islamischen Verständnis.
Die Vorstellung eines endenden Zeitzyklusses ist der Kultureschichte nicht fremd. Bereits die Griechen haben mit Chronos einen personifizierten Zeitgott gekannt. 
Die Maya Kultur in Mexiko hat sogar ein zyklisch, fraktal aufgebautes Zeitverständnis bei dem der letzte Zyklus mit dem 21.12.2012 endet. In einer Strömung des zoroastrischen Glaubens, dem Zurvanismus, nimmt der „Gott der unendlichen Zeit“ Zurvan sogar eine übergeordnete Rolle über den beiden Schöpfergöttern Ahura Mazda und Ahriman ein. Hierbei setzt Zurvan einen limitierten zeitlichen Rahmen (Zaman) für das Weltgeschehen ein, der mit einem Endkampf zwischen Gut und Böse seinen Höhepunkt erreicht8. Nach der Phase des „Zaman“ geht die Existenz wieder in das vorher gegebene „Zurvan“ ein. Endzeitvorstellungen der monotheistischen Religionen ähneln sich in sehr frappierender Weise und finden nicht zu selten ihre Anfänge in der zoroastrischen Lehre. Sehr interessant, jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengend, wären hier vergleichend die endzeitlichen Details der zoroastrischen Apokalypse9. Einen kleinen Einblick gibt der nun folgende Exkurs.

3. Exkurs: Endzeitvorstellung im Zoroastrismus

Zarathustra, der Begründer der zarathustrischen Religion, oder auch Parsismus10 genannt, lebte und wirkte zwischen 700 bis 1000 v.u.Z.. Die Gelehrten sind sich des genauen Datums uneins, sodaß die Wirkungszeiten von 1800 bis 250 vor unserer Zeitrechnung variieren.
Mit seiner stark dualistischen Weltsicht hat Zarathustra die Basis vieler nachfolgender religiöser Vorstellungen gelegt, die in abgewandelter Form ihren Eingang in spätere Weltreligionen fanden. Vom Hinduismus, über das Judentum zum Christentum, bis hin zum Islam lassen sich in den Bereichen der Genesis, der Angelologie und Dämonologie, der Todes- und Nachtodesvorstellung (Himmel und Hölle), unbefleckte Empfängnis und eben auch in den eschatologischen Gebieten sehr interessante Vergleiche ziehen.
Ashtar Sheran
Im bereits angesprochenen zoroastrischen Zeitverständnis wird es am Ende der 2.Periode (Zeit der Mischung) zu einem Endkampf zwischen Gut und Böse kommen, in der ein auserwählter Saoshyant11, das Böse, Drug12, diese Welt besiegt. Dabei wird von einer unbefleckten Empfängnis ausgegangen, in der aus dem Samen Zarathustras, der er in dem See Kasaoya13 hinterlassen hat welcher eine darin badende Frau befruchtet, Saoshyant erzeugt. Mahdi in der islamischen Vorstellung soll ein junger Mann sein, aus Fleisch und Blut, genau wie Saoshyant. Dieser trägt den Namen Astvat-ereta (der, der die Rechtschaffenheit verkörpert). Astvat-Ereta wird der Bezwinger des Drug, der nicht nur Eigenschaften und Aspekte des bösen Gottes Ahriman, sondern auch eine eigene Gottheit verkörpert. Sein Sieg über das Geschöpf des Bösen, läßt sich sehr gut mit der Demaskierung und dem Sieg Jesus über den Antichristen, bzw. dem des Mahdi über den Dadjdjal vergleichen. Er ist somit der heroische Vorläufer der Messias-, Christus- und Mahdi-, also jeglicher Erlöservorstellung der nachfolgenden Religionen.
Auch in der New Age Bewegung ist diese Figur bekannt, hier heißt sie Ashtar Sherata oder auch Ashtar Sheran und gilt als der Kommandeur der „intergallaktischen Föderation“14, die die Menschheit bei ihrem Aufstieg in ein höheres Bewusstsein beistehen möchte und notfalls gegen das Böse auf der Welt eingreift und über verschiedenste Medien „gechannelt“15 wird.
Im Koran finden die Zoroastrier im Zusammenhang mit der Endzeit in Sure 22:16 Erwähnung: So haben wir ihn als klare Zeichen hingesandt. Gott leitet eben recht, wen er will. 17: Zwischen denjenigen, die glauben, denjenigen , die dem Judentum angehören, den Sabiern, den Christen, den Zoroastriern und denjenigen, die beigesellen, wird Gott am Tag der Auferstehung entscheiden. Er ist über alles Zeuge.

1Hier im wörtlichen Sinne des „Friedens“ gebraucht
2Der Koran, Rudi Paret,Stuttgart1966, S.242. Die in Klammern gesetzten Wörter sind persönliche Verständnishilfen Parets.
3Enzyklopedia of World Religions, Enzyklopedia of Islam, Juan E. Campo, S.213-215
4Der Koran, erschlossen und Kommentiert, Adel Theodor Khoury
5Der Erlöser
6Siehe Fußnote 2
7den Tod, das Leben nach dem Tod oder das Weltgericht
8Die endliche Zeit (Zaman) findet nach einer 1000 jährigen Alleinherrschaft des Guten Gottes sein Ende vgl. christliche Vorstellung des 1000 järigen Reiche Gottes auf Erden.
9Apokalyptische Texte findet man unter anderem in den avestischen Schriften Bundahishn und Zatsparam.
10Parsismus: nach den Parsen benannt, arischer Volksstamm, farsi parsan, heute werden die indischen( hauptsächlich in Bombay lebenden) Zarathustrier so benannt.
11Der Saoshyant stellt den Erlöser dar, der das böse direkt bekämpft und besiegt, in Y 43.3 wird er als „der Mann, der besser als ein guter Mann“ ist, beschrieben. M. Boyce, Zoroastrians 1979, S.42
12Drug, ist die Lüge, neupersisch durug, das schlechte, auch als Gott verkörperte Eigenschaft des Angriy Mainyuh, des Ahriman, der böse Gegenspieler von Ahuramazda. Man bemerke auch die ethymologische Wortverwandtschaft des indoeuropäischen Stammes zum englischen drug, oder dem deutschen Droge oder Trug.
13Liegt in der heutigen iranischen Provinz Sistan, wird in der Literatur als der See, der aus dem Fluss Helmand gespeist wird, beschrieben.
14Unter den Anhängern der New Age Bewegung stellt dies einen Verbund intelligenter Wesen anderer Sternsysteme dar, die schon immer als Wissensbringer auf Erden gewirkt haben und als Daevas und stellare Götter verehrt wurden und die die Aufsicht über die Entwicklung der menschlichen Spezies innehaben. Siehe dazu Literatur von Erich von Däniken oder Zacharia Sitchin.
15Channeln ist die gängige Art der okkulten Kontaktaufnahme mit geistigen Wesen, vgl. Studien des parapsychologischen Institutes der Universität Freiburg. Siehe auch Man Myth and Magic, the illustrated Enzyclopädia of Mythology, Religion and the unknown Band2 1982, Vicenza, S.446 Channeling
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